Fake News über China 🇨🇳
2025 EDIT: Da in letzter Zeit viele neue Personen r/Kommunismus besuchen und eventuell noch viele Fake News über China glauben, habe ich hier mal einen Post den ich 2023 verfasst habe repostet.
(Der Post wurde ursprünglich 2023 auf r/gekte gepostet, dort dann aber gelöscht.)
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Schonmal vorab, dieser Post dient nicht dazu, alles was China macht zu rechtfertigen.
Mir geht es hier in erster Linie darum, wie dreist uns in öffentlichen und privaten Medien Fake News zu China verkauft werden und wie falsch unser Verständnis von der chinesischen Regierung ist.
Von Social Credit Score, Uiguren bis zu Winnie Puh.
Ich möchte mich dem hier mal etwas detaillierter widmen und hoffe auch auf Feedback!
Gegen Ende gehe ich auch nochmal auf Demokratie und Proteste in China im Allgemeinen ein.
Social Credit Score
Über den Social Credit Score hat sicher schon jeder von Euch etwas gehört.
Laut Berichterstattungen, die sich durch alle Medien gezogen haben, handelt es sich hierbei um ein orwellsches System, das jedem Bürger durch Totalüberwachung einen Score gibt, der z.B. verschlechtert wird, wenn man über eine rote Ampel geht oder verbessert wird, wenn man seine Oma besucht.
Das hat sich von privaten bis öffentlichen Medien durchgezogen.
Ich möchte mich aber explizit auf das öffentlich-rechtliche konzentrieren, weil es generell die „beste“ und neutralste Berichterstattung ist, die wir hierzulande haben.
Hier mal zwei Beispiele: Eine Doku und ein Youtube-Video vom ZDF
Alles, was ihr über das Sozialkreditsystem beigebracht bekommen habt, ist falsch.
Es handelt sich in Wahrheit größtenteils um ein Bewertungssystem für die Transparenz von Firmen (70%), also unser SCHUFA-System oder auch vergleichbar mit dem Credit System aus den USA.
Die Maßnahmen, die gegen Individuen ergriffen werden, die nur einen Anteil von (0,2%) ausmachen, sind Standard-SCHUFA-Maßnahmen, die Personen mit hohen Schulden auferlegt werden. Diese sollen beispielsweise verhindern, dass sie Kredite aufnehmen, bevor sie ihre Schulden zurückgezahlt haben.
Generell werden Bürger aber nicht für einen niedrigen Score bestraft.
Maßnahmen werden nur ergriffen, wenn Bürger, die die Möglichkeit haben ihre Schulden zu bezahlen, sich trotzdem weigern.
Zusammengefasst also ein sehr unspektakuläres SCHUFA-System und keine orwellsche Dystopie, die alle deinen Handlungen beobachtet.
Die meisten Chinesen haben von so einem „Sozialkreditsystem“ wie wir es verstehen, auch noch nie gehört und die Kommunistische Partei hat dieses SCHUFA-System nur eingeführt, um mehr Vertrauen in Finanztransaktionen zu schaffen.
Das hat die Mehrheit der Chinesen damals auch befürwortet.
Auch noch erwähnenswert ist, dass dieses Kreditsystem nicht Zentral von der Partei kontrolliert wird, sondern ein sehr dezentrales System ist, das mit Firmen zusammenarbeitet.
Die Kommunistische Partei hat auch noch nie davon geredet, dass sie so ein System zentral organisieren möchten.
Diese Dezentralisierung hat dazu geführt das eine Stadt namens Rongcheng angefangen hat mehr Punkte zu präsentieren wie man seinen Kredit Score erhöhen könnte und darunter fiel auch z.B. das Besuchen der Großeltern.
Das sollte aber auch nur schriftlich geprüft werden und nicht durch Überwachung geschehen.
Eingeführt wurde das in der Stadt nie und die Zentralregierung ist 2020 aktiv dagegen vorgegangen, dass solche Kriterien in der Stadt eingeführt werden.
Rongcheng hat daraufhin die geplanten Änderungen zurückgenommen und es Bürgern erlaubt, auch komplett aus dem ganzen Kreditsystem auszusteigen.
Wenn also das Missverständnis über dieses System irgendwo seinen Ursprung hat, dann hier in Rongcheng.
Quelle 1, Quelle 2, Quelle 3, Quelle 4
Jetzt nur kurz zu einer Berichterstattung vom ZDF.
In dem Youtube-Video vom ZDF wird ein Chinese vom ZDF zum Social Credit score befragt und die gesamte Doku stellt das als orwellsches System dar.
In Minute 15 zeigt der Mann auf seinem Handy das angebliche Social Credit System was vom ZDF auch so präsentiert wird.
Die angebliche Social-Credit App
Jedoch handelt es sich hier nicht mal um den Schufa score, sondern um ein Punkteprogramm der privaten Firma Alibaba Group namens Zhima Credit.
Die Alibaba Group belohnt mit diesem Punkteprogramm User in ihren Apps.
Der Score hier wird nur durch das Verhalten auf den Apps der Alibaba Group beeinflusst und bietet dir auch nur in diesen Apps Vorteile.
So kann man beispielsweise in einer Shopping-App der Alibab Group mit einem guten Score einen Kredit beantragen.
Also einfach ein lächerliches loyalty Program was du auch in Deutschland bei Aldi oder Rewe findest, nur dass die Alibaba Group auch Finanzdienstleistungen anbietet und das wird uns als das dystopische Social Credit System verkauft.
Man muss es so eiskalt sagen, entweder wird hier absichtlich gelogen oder es ist einfach eine unterirdische journalistische Arbeit.
Abschließend also:
So wie wir uns das vorstellen gibt es kein Social Credit System in China und Medien lügen entweder absichtlich oder leisten keine gute journalistische Arbeit.
Die Uiguren
Vorab gehört Xinjiang, die Provinz in der die Uiguren leben, zu den autonomen Gebieten Chinas, das heißt sie genießen besondere Privilegien, die andere Regionen Chinas nicht genießen und unter diesen autonomen Gebieten fallen z.B. auch Tibet und die innere Mongolei.
Uigurisch ist zusammen mit Chinesisch die offizielle Sprache der Region und wird auch aktiv an Schulen beigebracht.
Ortsschilder und andere Weisungen sind generell zuerst in Uigurisch geschrieben.
Xinjiang hatte bis 2017 wie andere autonome Regionen auch eine Ausnahme aus der Ein-Kind-Politik, Uiguren war es also gestattet, mehr Kinder zu bekommen.
Diese ganze Erklärung dient erstmal nur dazu, um darzustellen wie China in der Vergangenheit mit Minderheiten umgegangen ist.
Die Repressalien gegen die Uiguren begannen nach einer Reihe von islamistischen Terroranschlägen in Xinjiang, die sich von 2007 bis 2017 durchzogen.
Es wurden Umerziehungslager aufgebaut, die vor allem dazu dienen sollten, islamistisches Gedankengut zu eliminieren.
So sagte es zumindest die chinesische Regierung offiziell.
Bei uns wurden die Uiguren erst Thema als Adrian Zenz seine Forschungsarbeiten zu Xinjiang veröffentlichte und die USA vor der UN China dafür verurteilte.
Hier ist auch das Wort Genozid zum ersten Mal gefallen.
Adrian Zenz war jedoch kein neutraler Beobachter oder von der UN abgesegnet, sondern ein rechtsextremer ultrareligiöser Christ.
So behauptete er immer wieder gerne, dass er ein wiedergeborener Christ sei, der sich von Gott geleitet fühlt, die Herrschaft der Kommunistischen Partei zu beenden.
Zenz ist auch schon jahrelanges Mitglieder der „Victims of Communism Memorial Foundation (VOC)“ und er verfasste ein Buch mit seinem Schwiegervater
„Worthy to Escape: Why All Believers Will Not Be Raptured Before the Tribulation“ in dem er erklärte, dass nur spirituell reine Christen in den Himmel aufsteigen werden, wenn die beschriebene Endzeit in der Bibel endlich eintritt.
Zusammengefasst also ein absoluter Nut Case mit einer ganz klaren Agenda.
Die chinesische Regierung hat aber natürlich auch eine Agenda, und zwar werden alle Menschenrechtsverletzungen unter den Teppich gekehrt.
In ihrem Kampf gegen den Terror griff China also zu drastischen Maßnahmen, was unweigerlich dazu führte, dass z.B. Wachleuchte ihre Macht ausnutzten.
Vergewaltigungen und andere Gewalttaten finden in so einem Umfeld unweigerlich statt.
Zu diesem Schluss kam auch die OHCHR der UN.
Es sind ganz objektiv betrachtet Menschenrechtsverletzungen, es ist jedoch kein Genozid an der Kultur oder Völkergruppe.
Zu dem Schluss, dass dort kein Genozid stattfindet kam aber nicht nur die UN, sondern auch die World Bank.
Die World Bank spricht hier über das „ Xinjiang Technical and Vocational Education and Training Project“ welches sie in Xinjiang finanziert haben.
Es geht hier also um Vocational Schools in Xinjiang, die finanziert werden und gleichzeitig wird das von der chinesischen Regierung eingeleitete „Umerziehungsprogramm“ an solchen Vocational Schools durchgeführt.
Das hat dazu geführt, dass man der World Bank Vorwürfe gemacht hat, dass sie aktiv den Genozid in Xinjiang finanzieren würde.
Deshalb hat sich die World Bank nach diesen Vorwürfen die finanzierten Projekte und deren Partnerschulen angeschaut und kam zu dem Schluss:
„The review did not substantiate the allegations.“
Oder die OIC (Organisation of Islamic Cooperation) eine Organisation, die muslimische Länder vertritt.
In dem Dokument der OIC geht es als Thema um „RESOLUTIONS ON MUSLIM COMMUNITIES AND MUSLIM MINORITIES IN THE NON-OIC MEMBER STATES“.
Hier wird sich also damit beschäftigt, wie Muslime in Ländern behandelt werden, die nicht Teil der OIC sind.
So wird z.B. der Vorwurf eines Genozides erhoben, wenn es um Myanmar geht und um die Behandlung der Rohingya dort.
„The Mission also found sufficient information to warrant the investigation and prosecution of senior officials in the Tatmadaw on charges of genocide.”
Während man nach einem Besuch in Xinjiang diesen Vorwurf nicht erhebt.
„Welcomes the outcomes of the visit conducted by the General Secretariat's delegation upon invitation from the People's Republic of China; commends the efforts of the People's Republic of China in providing care to its Muslim citizens; and looks forward to further cooperation between the OIC and the People's Republic of China.”
Das Wort Xinjiang fällt hier nicht explizit, die OIC besucht aber immer die Regionen, in denen Muslime eine Minderheit darstellen.
So wiederholt sich das auch regelmäßig z.B. 2023.
Selbst das „U.S. State Department’s Office of the Legal Advisor” kam zu dem Schluss, dass dort kein Genozid begangen wird.
„The U.S. State Department’s Office of the Legal Advisor concluded earlier this year that China’s mass imprisonment and forced labor of ethnic Uighurs in Xinjiang amounts to crimes against humanity—but there was insufficient evidence to prove genocide”.
Abschließend ist auch noch erwähnenswert, dass die Lager in Xinjiang 2021 alle geschlossen wurden und darüber berichteten auch westliche Medien wie die Associated Press.
Es wurden auch alle Überwachungscheckpoints in den Städten abgebaut und das Leben in Xinjiang ist jetzt wieder vergleichbar mit dem im Rest von China.
Zusammengefasst also existieren die Uiguren Lager seit 2021 nicht mehr und China hatte weder die Absicht einen Genozid zu begehen, noch wurden ernsthaft Schritte eingeleitet um einen Genozid umzusetzen, nicht an den Personen selbst und auch nicht an der Kultur.
China geht es also um einen gewissen Grad an Assimilation, der die Bevölkerung empfänglicher für die Autorität der KP macht, jedoch nicht um die Auslöschung einer Kultur oder Personengruppe.
Jedoch sorgen solche drastischen menschenrechtsverletzenden Maßnahmen natürlich dafür, dass Wachpersonal und Wärter ihre Macht ausnutzen und Vergewaltigungen sowie Gewalttaten gegenüber Insassen wohl keine Seltenheit waren, was mit der Freiheitsberaubung an sich ganz klar Menschenrechtsverletzungen sind.
Winnie Puuh
In westlichen Medien gab es unzählige Berichte darüber, dass
Winnie Puuh in China verboten worden ist, weil eine Ähnlichkeit mit Xi Jinping bestehen würde und Chinesen sich auf Social Media darüber lustig gemacht hätten.
So behauptet es auch dieses Video von ZDFinfo auf Youtube.
Dumm ist nur, dass das so nicht ganz stimmt, denn wenn man sich auf chinesischen Social Media rumtreibt, findet man sogar recht viele Posts zu Winnie Puuh und im Disneyland Shanghai gibt es weiterhin eine Winnie Puuh Attraktion, die wohl bei Kindern immer noch sehr beliebt ist.
Winnie Puuh ist also in China nicht verboten, diese Berichterstattungen sind also falsch oder es wird absichtlich gelogen.
Demokratie und Proteste in China
Unser Bild von China ist im Westen durch solche Berichterstattungen von 50% favorable bis auf 70% unfavorable gesunken.
Ein gigantischer Einbruch der größtenteils auf Fakes News zurückzuführen ist, die darstellen soll wie undemokratisch und dystopisch die chinesische Regierung ist.
Was uns aber doch öfter vorenthalten wird, ist dass in China 83 % hinter der Regierung stehen und auch daran glauben, in einer Demokratie zu leben, während es in den US nur 49 % sind.
91 % der Chinesen sagen sogar, dass ihnen Demokratie sehr wichtig ist.
Diese Umfrage wurde auch nicht von der Regierung selbst erhoben, sondern von der „Alliance of Democracies Foundation“ und der „Latana data tracking firm“.
Beides Organisationen, die aus Dänemark und aus Deutschland kommen.
Des Weiteren wurde die dänische Organisation „Alliance of Democracies Foundation“ von Anders Fogh Rasmussen gegründet, dem 12. und ehemaligen Generalsekretär der NATO, um noch mehr zu untermauern dass hier keine Pro-China-Agenda dahintersteckt.
Denn auch wenn wir es nicht glauben, China ist viel komplizierter als eine „Diktatur“ .
Chinesen äußern ihre Probleme mit der Regierung regelmäßig auf Social Media und es finden in China etwa 500 Proteste pro Tag statt.
Und noch erstaunlicher, die Regierung geht gegen diese Leute nicht vor, sondern nimmt ihre Probleme tatsächlich ernst.
Das beste Beispiel dafür sind die Proteste in China, die gegen die Zero-Covid-Politik gerichtet waren.
Als Ende 2022 Millionen von Menschen in China auf die Straße gingen, weil sie die Zero-Covid-Politik nicht mehr ausgehalten haben, hat die Regierung die Proteste nicht zerschlagen, sondern von einem Tag auf den nächsten die Restriktionen gelockert.
Denn auch wenn die meisten es hier nicht glauben, in China spielt die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung eine große Rolle und die Regierung geht regelmäßig mit der Hilfe von Social Media auf die Probleme der Bürger ein.
Zusammengefasst verhält sich der chinesische Staat wie ein strenges Elternteil, und dieses Verständnis hat auch jeder chinesische Bürger.
Man weiß im Allgemeinen, dass es gewisse rote Linien gibt, die man nicht überschreiten darf.
So darf man die allgemeine Herrschaft der Kommunistischen Partei nicht anzweifeln oder bestimmte Diskussionen über z.B. Tian’anmen sind auf Social Media auch untersagt.
Jedoch „lohnt“ sich das in den Augen der meisten Chinesen, da sich ihr Leben kontinuierlich verbessert und der Staat wirklich auf ihre echten Probleme eingeht, wenn sie diese Online oder auf Protesten äußern.
Solange die KP also dieses immense wirtschaftliche Wachstum absichern kann und auch weiterhin daran interessiert bleibt, das Leben der Bevölkerung zu verbessern, wird sie nicht an Legitimation verlieren.
Quelle 1, Quelle 2
Abschließend ein Zitat von Xi Jinping, dass das chinesische Selbstverständnis und das der Regierung sehr gut zusammenfasst:
„If the people are awakened only for voting but enter a dormant period soon after, if they are given a song and dance during campaigning but have no say after the election, or if they are favored during canvassing but are left out in the cold after the election, such a democracy is not a true democracy.'
- Xi Jinping